Bierhefe in der Pferdefütterung

 – Mehr als nur die „Reste der Bierherstellung“ –

Bierhefe ist schon seit langer Zeit ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Pferdefütterung. Manche lieben sie, manche verteufeln sie. Doch was ist denn jetzt richtig? Wir füttern Bierhefe bei bestimmten Pferden und Einsatzgebieten sehr gerne und auch mit guten Erfolgen. In diesem Artikel möchten wir die Bierhefe, ihre Herkunft, Inhaltsstoffe und die Einsatzmöglichkeiten einmal näher beleuchten.

Bierhefe – mehr als nur ein Abfallstoff

Zur Bierherstellung wird die Bierhefe eingesetzt, bevor sie im Futtertrog landet. Hefen bestehen aus vielen einzelnen Hefepilzen. Diese sind einzellige Pilze, die sich durch Sprossung und Teilung vermehren und innerhalb kürzester Zeit aus einer kleinen Menge Bierhefe (-Pilzen) eine große Menge Bierhefe entstehen lassen.

Ihre Verwendung in der Herstellung von Bier liegt darin, dass sie bei der Gärung von Hopfen und Gerste den verwendeten Malzzucker zu Alkohol und Kohlensäure verstoffwechseln. Früher verblieb die verwendete Hefe im fertigen Bierprodukt, doch heute wird sie abgefiltert, was die Haltbarkeit des Bieres verlängert. Im nächsten Schritt wird sie schonend getrocknet und steht als inaktivierte Hefe für die Fütterung bereit.

Verschiedene Sorten von Bierhefe

Es gibt zwei große Sorten von Bierhefen, die für die Herstellung von Bieren Verwendung finden. Einmal ist dies die untergärige Bierhefe Saccharomyces carlsbergensis und dann die obergärige Bierhefe Saccharomyces cerevisiae.

Die untergärige Bierhefe sinkt auf den Boden des Braukessels ab und gärt bei kühleren Temperaturen. Durch sie werden Lagerbiere oder Pils hergestellt. Die obergärige Bierhefe gärt bei wärmeren Temperaturen und schwimmt dabei oben auf der Flüssigkeit. Durch sie entstehen beispielsweise Ale, Weizenbier oder Kölsch.

Es gibt noch eine weitere Hefe-Art: die Backhefe. Hefe zum Backen hat aber einen entscheidenden Unterschied zur Bierhefe: sie ist aktiv. In der Backhefe stecken also lebende, aktive Hefepilze, die für die Auflockerung des Teiges sorgen. Die Hefezellen haben zudem intakte Zellwände, die von der Verdauung nicht durchbrochen werden können, sodass das Füttern dieser Hefezellen keinen Effekt auf die Gesundheit hätte, außer sogar den Nachteil, dass die Hefen zu Fehlgärungen im Verdauungstrakt des Pferdes führen könnten!

Vor allem wegen diesem Unterschied in der Wirkweise der Bierhefe zur Backhefe wird oftmals auch die Bierhefe als nicht wertvoll für die Verdauung abgetan. Bierhefe ist jedoch inaktiviert, die Hefepilze leben nicht, sodass keine Vermehrung und auch keine Gärung mehr stattfinden kann. Die wertvollen Inhaltsstoffe stehen, durch die aufgebrochenen Zellwände, der Verdauung uneingeschränkt zur Verfügung.

Was steckt denn drin in der Bierhefe?

Allerhand Nährstoffe stecken in der Bierhefe, die sich auf den gesamten Stoffwechsel, die Verdauung und die Gesundheit von Haut, Fell und Horn auswirken. Verschiedenste Vitamine, Mineralien und Nährstoffe stecken darin, doch welche denn nun genau?

Vitamine

Vor allem einen besonders hohen Anteil an B-Vitaminen hat die Bierhefe, für die sie immer wieder gelobt wird. Im Einzelnen stecken folgende B-Vitamine in den kleinen Hefezellen:

  • Vitamin B1
  • Vitamin B2
  • Vitamin B5 – Pantothensäure
  • Vitamin B6
  • Vitamin B7 – Biotin
  • Vitamin B9 – Folsäure
  • Vitamin B12

Mineralien

Auch einige wertvolle Mengen- und Spurenelemente stecken in der Bierhefe, unter anderem die wichtigen Elektrolyte. Im Einzelnen stecken folgende Mineralien in den kleinen Hefezellen:

  • Natrium
  • Kalium
  • Magnesium
  • Calcium
  • Phosphor
  • Cholin
  • Kupfer
  • Mangan
  • Selen
  • Zink
  • Chrom (in aktiver Form)

Nährstoffe

Nicht nur Mineralien und Vitamine enthält die Bierhefe, sondern auch eine Reihe von Nährstoffen für den Stoffwechsel unserer Pferde. Im Einzelnen stecken folgende Nährstoffe in den kleinen Hefezellen:

  • Proteine: 16 verschiedene Aminosäuren
  • Fette
  • Kohlenhydrate
  • Ballaststoffe

Aminosäuren

Zu guter Letzt sind eine ganze Reihe essenzieller und nicht essenzieller Aminosäuren in der Bierhefe enthalten. Im Einzelnen stecken folgende Aminosäuren in den kleinen Hefezellen:

  • Arginin
  • Cystein
  • Histidin
  • Isoleucin
  • Leucin
  • Lysin
  • Methionin
  • Phenylalanin
  • Threonin
  • Tryptophan
  • Tyrosin
  • Valin
  • Alanin
  • Asparaginsäure
  • Glutaminsäure
  • Glycin
  • Prolin
  • Serin

Die Wirkung der Bierhefe auf die Gesundheit

Bierhefe wird, vor allem auch in der Ernährungsmedizin der Menschen, besondere Wirkung zugesprochen auf verschiedene Bereiche des Körpers und der Gesundheit. Beispielsweise ist sie gut für die Haut. Vor allem durch das enthaltene Zink und das Biotin ist dieser Einfluss zu erklären. Diese Inhaltsstoffe sorgen dafür, dass sich die Hautzellen schneller regenerieren können, das Zellwachstum gefördert wird und Entzündungen gehemmt werden. Haut und Fell profitieren von dem „Glow up“ und auch die Wundheilung wird positiv beeinflusst.

Natürlich sind vor allem Zink und Biotin auch besonders wichtig für das Langhaar, also Mähne und Schweif, sowie die Hufe. Die Haare von Mähne und Schweif können widerstandsfähiger werden durch Zink und die enthaltenen B-Vitamine. Das Hufhorn kann ebenfalls an Widerstandskraft gewinnen, sodass die Hufe gesund und belastbar nachwachsen.

Das Immunsystem als stärkstes Abwehrsystem des Körpers ist ebenfalls auf B-Vitamine angewiesen und profitiert natürlich auch von den anderen Nährstoffen, auch beispielsweise von Zink. So können Pferde unterstützt werden, die ein schwaches Immunsystem haben, immer wieder Endoparasiten-Befall oder Infekte aufweisen. Hier kann die Substitution von Bierhefe langfristig das Immunsystem stärken und die Abwehr aktiv halten.

Weitere positive Wirkungen kann Bierhefe auch auf das Nervensystem haben. B-Vitamine, das ist inzwischen gut erforscht, wirken ausgleichend auf das Nervensystem und können übermäßigen Stress abfangen und schützen die Nerven. Zudem kann die Konzentrationsfähigkeit gesteigert werden, wenn das Nervensystem gesund ist.

Zudem wirkt Bierhefe auch auf die Verdauung. Sowohl im Bereich des Magens und auch im Dünn- und Dickdarm gleicht die Bierhefe aus.

Einsatzmöglichkeiten der Bierhefe in der Pferdefütterung

Bierhefe hat also weitreichende positive Effekte auf Körper und Wohlbefinden unserer Pferde, doch bei welchen Indikationen macht die Fütterung von Bierhefe nun wirklich Sinn?

Kontraindikation der Anwendung

Erst einmal wollen wir über die Kontraindikationen sprechen, die ein Füttern von Bierhefe ausschließen. Hier gibt es nicht besonders viel, außer eine bekannte Unverträglichkeit gegenüber Bierhefe. Als Naturstoff ist es durchaus möglich, dass ein Lebewesen, ob Hund, Katze, Pferd oder Mensch, eine Unverträglichkeit oder Allergie hiergegen entwickelt. Dies kommt sehr selten vor. Bei unklaren Symptomen nach der Fütterung der Bierhefe bitte mit einem Experten besprechen.

Also, wann macht es nun Sinn?

Immer dort, wo B-Vitamine oder beispielsweise auch Phosphor ergänzt werden soll. Als natürliche B-Vitamin-Quelle liefert die Bierhefe diese Stoffe auf natürliche und verträgliche Weise und bedient zudem noch, quasi als Nebeneffekt, mit anderen Mineralien und Nährstoffen. Als Phosphor-Quelle setzen wir sie sehr gerne ein bei übermäßigem Calcium in der Futterration oder zum Ausgleich eines aus den Fugen geratenen Calcium-Phosphat-Quotienten in Blut und Fütterung.

Zudem dient die Bierhefe als mild wirksame Unterstützung des Immunsystems, sowie der Verdauung. Gesunde Haut und widerstandsfähiges Langhaar gibt es „on top.“

Wie kommt Bierhefe ins Pferd?

Natusat Bierhefe gibt es in zwei verschiedenen Formen.

Einmal als Pellets mit Klinoptilolith, Weizengrießkleie und Leinkuchen – unsere Bierhefe aktiv Pellets.

Oder zu 100% als schonend sprühgetrocknetes Pulver – unsere Bierhefe Naturell.

Bierhefe wird in der Regel in beiden Formen sehr gern von den Pferden gefressen. Das Pulver wird im Idealfall ein wenig angefeuchtet, da es sehr leicht ist und sonst die Gefahr besteht, dass es im Trog verbleibt oder durch ein herzhaftes Schnauben im Stall verteilt wird.

Bitte beachten Sie:

Die Empfehlung dieser Beschreibung soll nicht die Beratung durch Ihren Tierarzt / Ihre Tierärztin ersetzen, sondern diese sinnvoll ergänzen. Gemäß Lebensmittel-Futtermittel-Gesetzbuch sind Futtermittelergänzungen kein Arzneimittel. Das Gesetz erlaubt keine gesundheitsbezogenen Aussagen zu diesen Produkten. Die hier aufgeführten Informationen stammen aus der Fachliteratur und beziehen sich ausschließlich auf die erwähnten Grundsubstanzen.

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