– funktioniert – oder nicht? –
Eine Entwurmung ganz ohne Chemie, ganz ohne schädliche Nervengifte im Pferd, die den Organismus belasten und bei vorerkrankten Pferden einen erneuten Krankheitsschub auslösen könnten – davon träumen sicherlich viele, wenn nicht gar alle Pferdehalter. Doch auch wenn mancher Hersteller damit wirbt, dass eine Entwurmung rein mit Kräutern möglich sei, möchten wir uns hiervon ganz klar distanzieren.
Einen bestehenden Wurmbefall mit Kräutern zu therapieren, ist nicht zielführend.
Allerdings vor, während und nach der Wurmkur und in den Intervallen dazwischen kann die Darmgesundheit positiv beeinflusst werden, durch ebendiese Kräuter, um den Darm und das Immunsystem soweit zu stärken, dass eine erneute Ansiedelung von Endoparasiten erschwert wird.
Den Darm und das ganze Pferd widerstandsfähig machen gegen Würmer – das ist unser Ziel!
Endoparasiten – was ist das überhaupt?
Magen-Darm-Würmer werden sie manchmal auch genannt: die Parasiten, die sich im Magen-Darmtrakt des Pferdes ansiedeln und dort ihr Unwesen treiben. Derer gibt es einige, beispielsweise den Bandwurm, die kleinen Strongyliden und Spulwürmer beim Fohlen.
Welche Endoparasiten gibt es beim Pferd?
Beim Pferd gibt es verschiedene Parasiten des Verdauungsapparats, auf die wir in diesem Blogartikel nicht ausführlich eingehen wollen. Informationen rund um diese Parasiten können Sie jederzeit bei dem Tierarzt Ihres Vertrauens oder in unserer medizinischen Beratung erfragen.
Spulwurm – Parascaris equorum
Auf einige der kleinen Biester möchten wir dennoch einen kurzen Blick werfen. Hier wäre erst einmal der Spulwurm. Parascaris equorum ist ein Parasit, der vor allem bei Fohlen und Jungpferden auftritt und in Aufzuchten oder Zuchtställen ein großes Problem sein kann. In diesem Alter sollten die Pferde regelmäßig entwurmt und stets die Wirksamkeit der angewendeten Medikamente geprüft werden, denn Resistenzen der Spulwürmer gegen die angewendeten Antiparasitika sind leider teils weit verbreitet.
So kann ein Spulwurmbefall bei Fohlen durchaus tödlich enden, da der Darm durch die Massen an Würmern verstopft werden kann. Beim erwachsenen Pferd sind Spulwürmer hingegen meist kein Problem mehr. Dies liegt daran, dass sich eine natürliche Immunität gegen diese Parasiten mit dem Erwachsenwerden entwickelt.
kleine & große Strongyliden
Eine weitere Gruppe an Endoparasiten sind die Strongyliden. Diese können noch einmal unterteilt werden in die kleinen und die großen Strongyliden. Große Strongyliden sind stark pathogen und der Grund für die Einführung der strategischen Entwurmung. Schon ein geringer Befall kann durch die Körperwanderung der Larven zu schweren Koliken mit Todesfolge führen. Eine viermalige Entwurmung im Jahr, die flächendeckend in Deutschland eingeführt und durchgeführt wurde, hatte zur Folge, dass die großen Strongyliden hierzulande weitgehend ausgerottet wurden. Grenznahe Gebiete und nach der Einfuhr von Pferden aus dem Ausland sollte die Aufmerksamkeit auf der Diagnostik und Bekämpfung der großen Strongyliden liegen.
Kleine Strongyliden sind deutlich weniger pathogen und in unserer aktuellen Zeit der Parasit, der am häufigsten beim erwachsenen Pferd vorkommt. Das Immunsystem unserer Pferde, welches zu einem großen Teil im Darm angesiedelt ist, ist in der Lage, mit dieser Wurmart recht gut selbst fertig zu werden. Deshalb ist die landläufige medizinische Meinung, dass ein geringgradiger Befall mit kleinen Strongyliden nicht immer therapiert werden muss. Um hier eine überprüfbare und anwendbare Methodik zu finden, die eine Unterscheidung zulässt, wann eine Entwurmung anzuraten ist und wann ein Befall nicht entwurmungsrelevant eingestuft wird, wurde das modifizierte McMaster-Verfahren im Rahmen von wissenschaftlichen Forschungen getestet und etabliert.
Bandwurm – Anoplocephala
Ein ebenfalls sehr pathogener Endoparasit ist der Bandwurm des Pferdes: Anoplocephala. Der Bandwurm führt schon bei einem geringen Befall zu gesundheitlichen Problemen und sollte deshalb strikt bekämpft und mit wirksamen Anthelminthika behandelt werden. Eine Besonderheit, die der Bandwurmbefall aufweist, ist die Entwurmung des gesamten Pferdebestandes, die bei einem Nachweis angeordnet wird.
Der Bandwurm wird nicht kontinuierlich ausgeschieden, weshalb eine Kotprobe für den Bandwurmnachweis meist über 3 oder mehr Tage gesammelt wird. Ebenfalls werden mehrere Pferde (im Idealfall alle!) des Bestandes beprobt. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Bandwurm, wenn er vorhanden ist, auch gefunden wird.
Wird er nachgewiesen, ist davon auszugehen, dass bei Pferden, die auf dieselbe Koppel gehen, denselben Auslauf besuchen (auch nacheinander) oder auch in der Halle an fremden Pferdeäppeln schnuppern, ebenfalls ein Bandwurmbefall möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich ist. Deshalb wird bei einem positiven Nachweis der gesamte Bestand mit einem besonderen Entwurmungsmittel behandelt.
Pfriemenschwanz – Oxyuris equi
Zuletzt möchten wir kurz über die Pfriemenschwänze reden, die Oxyuris equi. Diese nehmen eine Sonderstellung im Nachweisverfahren ein, denn die weiblichen Endoparasiten dieser Gattung legen ihre Eier nicht im Darm, sondern außerhalb ab. Dazu wandern sie aus dem Anus des Pferdes aus und kleben die Eier mit einer klebrigen, gelb-weißlichen Substanz in Fäden rund um den Anus auf die Haut. Oft sind auch Spuren dieses Sekrets an der Schweifrübe sichtbar.
Die Eier können nur mikroskopisch nachgewiesen werden. Dazu wird ein kleines Stück durchsichtiger Tesafilm mehrmals rund um den Anus aufgetupft, sowie vor allem die Bereiche abgetupft, an denen Spuren des Sekrets sichtbar sind. Dieser Tesafilmabklatsch wird dann in einem speziellen Labor oder vom fachkundigen Tierarzt untersucht.
Hinweisend auf einen Befall mit Pfriemenschwänzen kann z.B. Juckreiz an der Schweifrübe sein, besonders dann, wenn der restliche Körper keine juckenden Stellen aufweist.
Zudem ist dieser Endoparasit oft der Übeltäter für unzufriedene Pferdebesitzer, die erst vor wenigen Wochen einen negativen Kotbefund aus dem Labor bekommen haben und dann plötzlich aber doch lange weiße Würmer mit dem Kot ihres Pferdes ausgeschieden werden. Hier hat nicht etwa das Labor geschlampt, sondern es wurde die falsche Nachweismethode verwendet.
Wir empfehlen deshalb mindestens einmal im Jahr, oder bei Juckreiz an der Schweifrübe, zusätzlich zum Kot auch einen Tesafilmabklatsch untersuchen zu lassen.
Entwurmen – aber wie?
Egal ob konventionell, selektiv, mit Chemie oder Entwurmung mit Kräutern – um das Thema der Entwurmung streitet sich die Pferdewelt schon eine ganze Weile. Wichtig ist vor allem eine konsequente Kontrolle!
Es gibt Studien, die aufzeigen, dass 80% aller gegebenen Entwurmungen nicht nötig waren, da kein oder nur ein nicht entwurmungsrelevanter Befall mit Endoparasiten vorlag. Die Pferde und die Umwelt werden also umsonst belastet.
Doch woher kann ich wissen, ob mein Pferd befallen ist, welche Würmer drinstecken und was wirklich Sinn macht: Kotprobe oder Entwurmung?
Dies ist nur ersichtlich durch eine Diagnostik. Reingucken heißt die Devise, in diesem Fall mit dem Mikroskop in den Kot des Pferdes, um Wurmeier aufzuspüren und zu kategorisieren.
Konventionell vs. Selektiv
Hinter der konventionellen Entwurmung verbirgt sich die 3- oder 4-malige Gabe einer Entwurmung, ohne vorher und nachher eine Kotuntersuchung durchzuführen. Eine Entwurmung mit Kräutern ist hier nicht vorgesehen. An dieser Methode haben wir zwei große Kritikpunkte. Erstens: es wird überhaupt nicht untersucht, ob das Pferd überhaupt Endoparasiten hat und wenn ja welche. Zweitens: die Wirksamkeit der gegebenen Entwurmung wird nicht kontrolliert. Liegt hier im schlechtesten Fall eine Resistenz vor, vermehren sich die Würmer munter weiter, während der Pferdebesitzer denkt, seinem Liebling geht es gut und alle Parasiten sind erfolgreich abgemurkst worden. Hiernach können sich starke Probleme entwickeln, sowohl für das einzelne Pferd, als auch die gesamte Pferdepopulation des Stalls.
Die selektive Entwurmung löst diese zwei großen Probleme effektiv auf. Hier wird in regelmäßigen (individuell mit dem Tierarzt besprochenen!) Intervallen eine Kotprobe durchgeführt, um festzustellen, ob und wenn ja welche Endoparasiten vorliegen. Diese können dann mit einer wirksamen Paste bekämpft werden. Nach der Entwurmung wird auf die Wirksamkeit kontrolliert: sind alle nachgewiesenen Parasiten auch wirklich abgetötet worden? Nur dann ist die Entwurmung als erfolgreich anzusehen.
Ein großer Kritikpunkt ist aber auch an der selektiven Entwurmung: es gibt eine Restunsicherheit, da nicht immer alle Parasiten einfach nachgewiesen und erkannt werden können. Hier beispielsweise, wie oben erwähnt, der Bandwurm und die Pfriemenschwänze.
Ein einzugehender Kompromiss könnte die Kombination aus selektiver und konventioneller Entwurmung sein. Kompromisslos bleibt allerdings das Kontrollieren der Wirksamkeit nach einer Entwurmung! Denn nur dies stellt sicher, dass sich keine Resistenzen verbreiten, die ähnlich gefährlich für die Gesundheit unserer Pferde werden können wie Antibiotikaresistenzen für den Menschen! Auch für die Entwurmung mit Kräutern, bzw. die Begleitung der Entwurmung mit Kräutern muss eine Kontrolle folgen!
Welche Art der Entwurmung für Dich und Dein Pferd ganz individuell Sinn machen, erfrage bei dem Tierarzt Deines Vertrauens oder gern bei uns.
Kräuter vs. Chemie
Nun, wenn also in der Kotprobe herauskommt, dass ein Wurmbefall vorliegt, der auch als entwurmungsrelevant anzusehen ist, sollte eine Entwurmung auch erfolgen. Und zwar mit einem probaten Medikament, einem Anthelminthikum. Eine klassische Entwurmung in dem Sinne, dass vorhandene Endoparasiten abgetötet werden und unschädlich aus dem Pferdeorganismus ausgeschieden werden, kann mir Kräutern nicht erreicht werden.
Eine Entwurmung kann aber gut begleitet werden mit verschiedenen Kräutern, oder im Falle eines noch nicht relevanten Wurmbefalls können Kräuter sinnvoll zum Einsatz kommen. Auch zur regelmäßigen Pflege des Magen-Darmtrakts eignen sich Kuren mit verschiedenen Kräutern ideal. Diese können vorbeugend den Verdauungstrakt pflegen und gesund erhalten, sodass es den Endoparasiten schwerer fällt, dort Fuß zu fassen.
Kräuter zur Pflege des Verdauungstraktes
Diese Kräuter fassen wir in zwei unserer bewährten Kräutermischungen zusammen. Die Fütterung erfolgt kurweise zu bestimmten Zeitpunkten. Besteht kein Bedarf zwischen diesen Zeiten, bietet sich der Herbst und das Frühjahr als Kur besonders gut an. Natürlich kann, beispielsweise zum Stallwechsel, zum Einzug eines neuen Pferdes oder anderen Stressoren, die Kur auch in den Sommer oder den Winter gelegt werden. Eine zwei- bis dreimalige Kur im Jahr ist vollkommen ausreichend. Entweder nutzt Du jedes Mal dieselbe Zusammensetzung der Kräuter, oder Du variierst je nach Jahreszeit und eigenem Bauchgefühl.
Gerbkräuter
Unsere Klassiker-Mischung für die Gesundheit des Darms. Die Gerbkräuter „gerben“ die Darmzotten und die darauf liegende Darmschleimhaut. Dadurch werden die Schleimhautzellen gestärkt, rücken wieder näher zusammen und schließen den Darm lückenlos ab, damit nur das wirklich in die Blutbahn aufgenommen wird, was auch benötigt wird.
Die Kräutermischung besteht aus:
- Eichenrinde
- Brombeerblättern
- Frauenmantel
- Walnussblättern
- Blutwurz
- Hamamelisblättern
- Spitzwegerich
- Schafgarbe
- Oregano
- Ringelblume
Ich empfehle diese Kräutermischung sehr gern zur Begleitung einer Wurmkur. Begonnen wird hierbei einige Tage vor der geplanten Entwurmung, sodass vorher, währenddessen und nach der Entwurmung der Darm schön gepflegt und gestärkt wird. So stärkst Du die Abwehrkräfte durch eine gute und umfassende Darmgesundheit. Und im besten Fall verändert sich das Darmmilieu zum Besseren, sodass eine Neuansiedelung der Würmer nicht mehr so leicht geschehen kann.
Hierzu ist natürlich eine einmalige Kur der Gerbkräuter nicht ausreichend, sondern du solltest regelmäßig zu dieser Kräutermischung greifen, um Dein Pferd ideal zu unterstützen.
Bitterkräuter
Auch diese Kräutermischung ist eine unserer besten Mischungen für die Gesundheit von Magen und Darm Deines Pferdes. Hier wird nicht nur die Darmschleimhaut angesprochen, sondern auch die Verdauung angeregt. Dies passiert durch die enthaltenen Bitterstoffe, die die Leber und die Gallenproduktion anregen, sodass die Verdauung effektiver und leichter vonstattengehen kann.
Zusammengesetzt ist die Kräutermischung aus:
- Wermut
- Löwenzahnwurzel
- Beifuß
- Artischocke
- Mariendistelsamen
- Enzianwurzel
- Angelikawurzel
- Kalmus
- Rosmarin
Diese Mischung eignet sich also auch zur Appetitanregung bei mäkeligen Pferden oder Pferden, die gern etwas mehr essen dürften. Doch auch die Gesundheit von Magen und Darm kann hier effektiv unterstützt werden. Gern empfehle ich die Bitterkräuter und Gerbkräuter in Kombination zu füttern, beispielsweise im täglichen oder wöchentlichen Wechsel. Oder erst eine vierwöchige Kur mit den Bitter- und dann im Anschluss mit den Gerbkräutern.
Wermut
Kommen wir zu einem besonderen Einzelkraut. Wermut kennst Du vielleicht aus dem alkoholischen Getränk Absinth. Das Kraut gehört zu den am stärksten bitterstoffhaltigen Kräutern und wurde früher vor allem im Mittelmeerraum angebaut und kultiviert. Es wirkt blutbildend und blutreinigend, stärkt den Kreislauf und fördert die Wehen – deshalb bitte nicht anwenden während der Trächtigkeit.
Wermut wirkt auch auf den Darm – beziehungsweise die darin enthaltenen Endoparasiten. Diese Wirkung ist nicht wissenschaftlich belegt, sondern aus der Naturheilkunde und den zahlreichen Erfahrungsberichten der Anwendung abgeleitet.
Ich empfehle, den Wermut begleitend zur Entwurmung zu geben und gerne über mehrere Wochen davor und danach zu strecken. Auch Pferde, die grundsätzlich in den Kotproben mit immer wiederkehrendem Befall auffallen, können mit Wermut zwischen den anfallenden Entwurmungen gefüttert werden. Um den Darm effektiv zu stärken.
Doch Achtung! Wermut sollte – wie im Grunde genommen fast alle Kräuter – nicht dauerhaft gefüttert werden, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. In hohen Dosen oder bei Langzeitgebrauch wirkt Wermut sinnverwirrend.
Fassen wir einmal zusammen
Endoparasiten sind ein hoch sensibles Thema bei unseren Pferden und sollte niemals leichtfertig angegangen werden. Sowohl die selektive Entwurmung, aber auch das stumpfe Befolgen der konventionellen Entwurmung, bergen Risiken für die Gesundheit Deines Pferdes. Das Vorgehen sollte am besten mit dem Tierarzt oder der Tierärztin Deines Vertrauens, oder einem fähigen Therapeuten, abgesprochen werden.
Meine Meinung ist ganz klar: eine Entwurmung mit Kräutern kann ich nicht empfehlen! Doch eine Unterstützung ist auf jeden Fall sinnvoll und gerne gesehen. Unsere Kräutermischungen können individuell geplant Dein Pferd unterstützen und auf lange Sicht dafür sorgen, dass die Wurmbelastung geringer wird. Davon haben alle etwas:
- Dein Pferd bekommt weniger (unnötige) Chemie!
- Die Umwelt wird weniger mit Anthelminthika belastet!
- Dein Geldbeutel spart langfristig Entwurmungskosten!
Disclaimer: Bitte beachten Sie:
Die Empfehlung dieser Beschreibung soll nicht die Beratung durch Ihren Tierarzt / Ihre Tierärztin ersetzen, sondern diese sinnvoll ergänzen. Gemäß Lebensmittel-Futtermittel-Gesetzbuch sind Futtermittelergänzungen kein Arzneimittel. Das Gesetz erlaubt keine gesundheitsbezogenen Aussagen zu diesen Produkten. Die hier aufgeführten Informationen stammen aus der Fachliteratur und beziehen sich ausschließlich auf die erwähnten Grundsubstanzen.