KPU – Kryptopyrrolurie oder Zinkverwertungsstörung

Kryptopyrrolurie

Die Geschichte der KPU (Kryptopyrrolurie) beginnt im Bereich der Humanmedizin im Jahre 1969. In diesem Jahr entdeckte Carl Curt Pfeiffer die Substanz „Malvenurin“, chemisch bezeichnet als 2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol. Diese und andere Pyrrole sind im Stoffwechsel wichtig, beispielsweise als Bausteine des roten Blutfarbstoffes oder als Bestandteil von Vitamin B12 und Bilirubin.

Pyrrole, die im funktionierenden Stoffwechsel anfallen, werden über die Leber in Gallefarbstoffe eingebaut und ausgeschieden. Beim Vorliegen einer KPU ist dieser enzymatische Prozess gestört. Um die Pyrrole ungefährlich zu entgiften, werden sie in einer Ersatzreaktion an Zink, B6 und Mangan gekoppelt und über die Nieren ausgeschieden.

Zinkverwertungsstörung oder doch KPU

Eine echte KPU ist immer mit einem Enzymdefekt vergesellschaftet. So kann auch nur bei einem vorliegenden enzymatischen Defekt wirklich von KPU gesprochen werden. Diese Erkrankung kommt bei ca. 15% der Pferde vor. Es ist einfach zu erklären, warum in letzter Zeit viel mehr Pferde mit einer „KPU“ diagnostiziert werden, als es die 15%-Verteilung vermuten ließe. Grund ist die Zinkverwertungsstörung, die symptomatisch und diagnostisch der KPU identisch ist. Der Zinkverwertungsstörung liegt allerdings kein Enzymdefekt zugrunde, sondern sie ist auf eine Entgleisung des Stoffwechsels aufgrund falscher Haltungs- und Fütterungssituation zurückzuführen.

Ob es sich im Einzelfall um eine echte KPU oder um eine Zinkverwertungsstörung handelt, ändert nichts an der Therapieart, wohl aber an der Therapiedauer. Viele KPU-Pferde müssen lebenslang mit geeigneten Mitteln unterstützt werden, wohingegen bei Pferden mit Zinkverwertungsstörung der Stoffwechsel meist wieder so stabilisiert werden kann, dass eine lebenslange Unterstützung nicht zwingend erforderlich ist.

Symptome einer KPU

Allein Zink ist an der Bildung von über 200 wichtigen Enzymen im Pferdekörper beteiligt. Dementsprechend ist eine breite Symptomvielfalt zu erwarten, je nachdem wo der Mangel an Zink, Mangan und den B-Vitaminen zuerst zum Tragen kommt. Die Symptome können dabei nahezu alle Organsysteme betreffen und einzeln oder zu mehreren gleichzeitig auftreten. Auch ein wechselndes Symptombild ist nicht ungewöhnlich.

Häufig kommt es zum Auftreten körperlicher und psychischer Symptome gemeinsam. Zumeist ist das Auftreten psychischer Probleme auf den Mangel an B-Vitaminen zurückzuführen, die Pferde zeigen schreckhaftes Verhalten bis hin zu grundloser Panik, sind leicht erregbar, weniger stresstolerant und können sich nur schwer konzentrieren. Die sportliche Leistungsbereitschaft sinkt teils stark ab, doch auch im Alltag, beispielsweise in der Herde oder auf dem Paddock, sind diese Pferde ständig unter Stress, neigen zu Hyperaktivität,  Headshaking, oder auch Stereotypien, wie Koppen und Weben.

Körperlich treten oft Verdauungsbeschwerden auf, wie Meteorismus, Aufgasung des Dickdarms und Blinddarms, wechselnde Kotkonsistenz, Kotwasser, wiederkehrende Koliken und/oder Gurtzwang. Weiterhin neigen betroffene Pferde oft zu Ekzemen, Juckreiz, Mauke und bakteriellen Hautinfektionen. Im Bereich des Bewegungsapparates können unerklärliche Lahmheiten auftreten, unkoordinierte Bewegungen und Stoffwechselrehe. Auch unerklärlicher Verlust der Bemuskelung oder eine Muskelaufbauschwäche können im Rahmen der KPU auftreten. Weiterhin gehören Getreideunverträglichkeiten, EMS und Pseudo-Cushing zu möglichen Symptomen der KPU.

Für einen besseren Überblick sind die Symptome nachfolgend in Stichpunkten nochmals aufgezählt:

  • Psychische Auffälligkeiten, (Wesens-)Veränderungen
  • Leistungsabfall, sinkende Belastbarkeit
  • Starke Erregbarkeit, Ängstlichkeit bis hin zu Panikreaktionen
  • Verminderte Stresstoleranz
  • Hyperaktivität
  • Headshaking
  • Stereotypien wie Koppen, Weben
  • Verdauungssymptome: Kotwasser, Meteorismus (Blähungen), Koliken, wechselnde Kotkonsistenz
  • Hautkrankheiten, Ekzeme, bakterielle Infekte der Haut, Mauke / Raspe
  • Unkoordinierte Bewegungen, grundlose Lahmheit, Muskelschwäche, Stoffwechselrehe
  • EMS, Pseudo-Cushing, Insulinresistenz
  • Getreideunverträglichkeit

Diagnostik per Laboranalyse

In einem großen Blutbild sind bereits erste Anzeichen auf eine KPU-Erkrankung oder eine Zinkverwertungsstörung zu sehen – eine abschließende Diagnose kann aber nur durch einen Urintest in einem spezialisierten Labor gestellt werden. Nur wenige Labore bieten diese Untersuchung an, hier zu nennen ist vor allem das Labor Sension GmbH in Augsburg. Hier können Sie als Pferdebesitzer direkt, ohne einen Therapeuten oder Tierarzt, die Urinanalyse Ihres Pferdes beauftragen.

Änderung der Haltung und Fütterung

Um eine langfristig erfolgreiche KPU-Therapie durchzuführen, ist es zunächst nötig, die Haltungsbedingungen des Pferdes anzupassen und die generelle Fütterung zu optimieren. Betroffene Pferde profitieren von einer möglichst stressfreien Haltung. Dies bedingt möglicherweise ein Umstellen des Pferdes, beispielsweise vom unverträglichen Boxennachbarn weg, oder aus einer großen, unruhigen Herde im Aktiv-Stall in eine kleinere, stressfreie Offenstallgruppe. Es hilft, das eigene Pferd kritisch zu beobachten und zu versuchen, mögliche Stressfaktoren durch die Augen des Pferdes zu erkennen und zu eliminieren.

Die Fütterung betroffener Pferde erfolgt, vor allem zu Behandlungsbeginn, getreidefrei und zuckerarm. Als Basis ist eine ausreichende Menge gutes Heu zu füttern. Heulage oder Silage eignet sich aufgrund der Gärprozesse nicht für stoffwechselerkrankte Pferde. Getreidehaltige Kraftfutter werden durch energiereiche getreidelose Varianten ersetzt und auf Äpfel, Karotten und sonstiges Obst und Gemüse, sowie Leckerli, sollte erstmal verzichtet werden. Nach erfolgreicher Therapie kann individuell entschieden werden, wieder kleine Mengen Hafer oder etwas Obst und Gemüse zuzufüttern. Hier sollten Sie immer genau beobachten, ob Ihr Pferd das Futter verträgt, oder ob KPU-Symptome zurückkehren.

Orthomolekulare Therapie

Als Basis der KPU-Therapie gilt der Ausgleich der in den Mangel geratenen Stoffe, also Zink, Mangan, Vitamin B6. Um eine reibungslose Verwertung dieser sicherzustellen, ist die Ergänzung mit anderen Mineralien und Vitaminen sinnvoll. So „lernt“ der Stoffwechsel, durch Bereitstellung aller wichtigen Minerale und Vitamine, sich auf lange Sicht selbstständig im Gleichgewicht halten zu können.

Die Therapie erfolgt also durch ein gutes, ausgewogenes Mineralfutter, das alle essenziellen Vitamine und Mineralien enthält, sowie ein zusätzliches Präparat mit Zink, Mangan und dem B-Vitamin-Komplex. Beide Produkte sollten dabei frei von Kupfer sein, um eine reibungslose Aufnahme von Zink und Mangan in den Stoffwechsel zu gewährleisten.

Natusat hat mit dem Mineralfutter Dr. Eilers spezial und dem Zusatzfutter Milki Pyrol zwei optimal auf die Bedürfnisse des KPU-Pferdes und des Pferdes mit Zinkverwertungsstörung zugeschnittene Präparate, die den Pferden genau das liefern, was ihnen im Stoffwechsel fehlt: leicht verwertbares Zink und Mangan, sowie hochdosiert die B-Vitamine, vor allem Vitamin B6.

Die Dauer der Behandlung richtet sich individuell nach dem einzelnen Pferd und kann zwischen 1-3 Jahre variieren. Ein geringer Prozentsatz der Pferde benötigt die Therapie mit beiden Präparaten ein Leben lang, um die Stoffwechseldefizite ausgleichen zu können. Aber auch nach abgeschlossener Behandlung profitieren die Pferde von der Gabe des Dr. Eilers spezial, als stoffwechselaktives Mineralfutter mit leicht verfügbaren Mineralien und hochdosierten Vitaminen des B-Komplexes.

Therapiebegleitende Maßnahmen

Zusätzlich zur Therapie der KPU oder der Zinkverwertungsstörung wird eine begleitende Therapie nach Indikation empfohlen. Bei bestehenden Verdauungsbeschwerden hilft eine Darmreinigung, beispielsweise mit Klinoptilolith oder Gerbkräutern. Zusätzlich ist die KPU oft mit einer Belastung der Leber vergesellschaftet. Hier ist es sinnvoll, eine schonende Leberentgiftung und eine nachhaltige Stärkung der Leber, beispielsweise mit Mariendistelsamen und Artischocke, anzustreben.

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